Klaus Fußmann

Vergissmeinnicht und Goldlack, 2020

Gouache auf Büttenpapier
22 × 31 cm
Signiert und datiert
Provenienz:
Atelier des Künstlers
Literatur:
Blau: Von farblichen Akzenten zur Monochromie V, Ausst.-Kat. Galerie Koch, Hannover 2023, S. 58f.

Über den Künstler

Klaus Fußmann ist einer der bekanntesten zeitgenössischen Maler Deutschlands. Seit um 2000 sind die Sujets seiner Ölbilder, Aquarelle, Gouachen, Pastelle und Grafiken in erster Linie von der Landschaft um Gelting in Schleswig-Holstein und den Blumen im dort selbst angelegten Garten geprägt. Geboren 1938 in Velbert im Rheinland, studiert Fußmann zunächst an der Folkwang-Schule in Essen/Werden (1957-61), dann an der Hochschule für bildende Künste Berlin (1962-66), an der er von 1974-2005 eine Professur für Malerei innehat. Von den Anfängen seines künstlerischen Schaffens an ist Fußmann an der Auseinandersetzung mit der sichtbaren Wirklichkeit und ihren Erscheinungen interessiert. Dies betrifft auch Fragen der menschlichen Existenz. Zunächst sind es einzelne menschliche Figuren, Interieurs seiner Ateliers, Räume verlassener Wohnungen, Stillleben in Form von Tischen mit Gefäßen, großstädtische „Landschaften“ (Wannseedeponie), Ansichten aus dem Berliner Atelierfenster und Porträts, die der Maler als Sujets wählt. Lange Zeit bevorzugt Fußmann für die summarisch dargestellten Bildgegenstände Grau- und Brauntöne. Fußmanns Werke finden bereits früh Anerkennung: 1971/72 werden Arbeiten des Künstlers in einer Ausstellung der Nationalgalerie in Berlin gezeigt, 1972 wird er mit dem Villa Romana-Preis ausgezeichnet, 1973 mit einer Einzelausstellung im Kunstverein Darmstadt und 1974 erhält er eine Professur für Malerei an der Hochschule für bildende Künste Berlin. Neue Impulse erhält Fußmanns Schaffen durch die 1972 einsetzenden Aufenthalte in Schleswig-Holstein, wo er ab 1978 bis heute in einem eigenen Haus in Gelting in den Sommermonaten lebt und arbeitet. Zu den Berliner Themen tritt nun die Landschaft Schleswig-Holsteins, in die Fußmann teils seine Porträts und geheimnisvollen, symbolischen Figurendarstellungen einbindet. In den 1980er und 1990er Jahren zeigen die Landschaftsbilder, denen Motive aus Schleswig-Holstein zugrunde liegen, noch eine überwiegend durch dunkle Farbtöne bestimmte Stimmung. Wichtige retrospektive Ausstellungen widmen sich in diesen Jahren dem Schaffen des Künstlers (z.B. 1980 Aachen, Suermondt-Ludwig-Museum; 1982 Darmstadt, Mathildenhöhe; 1987 Schleswig, Schloss Gottdorf). Gegen Ende der 1980er Jahre wird der Farbauftrag der Ölbilder Fußmanns pastoser, gewinnt zunehmend an plastischer Kraft und Abstraktion, die seine Ölbilder bis heute prägen. In der Farbigkeit tritt eine Änderung hin zu helleren und von der sichtbaren Wirklichkeit bestimmten Farben ein, zunächst im Aquarell und Pastell und etwa zeitgleich mit dem Einsetzen (um 1985) seines Interesses an der Darstellung von Blumen und Blüten. Diese thematisiert der Künstler zunächst im Aquarell und der Gouache, dann auch in Ölbildern.
Das bewegte Meer mit seinen verschiedenen Blautönen, die leuchtend gelben Raps- und weiten Weizenfelder mit sporadisch aus ihnen auftauchenden Gehöften, die buntfarbige Blütenpracht seines Blumengartens bilden ab Anfang des 2. Jahrtausends die zentralen Sujets Fußmanns expressiven, farbintensiven Aquarelle, Gouachen, Pastelle und Ölbilder. Sie alle zeugen von der tiefen Verbundenheit des Malers mit dem Naturraum Schleswig-Holsteins. Bei dessen Visualisierung interessiert sich Fußmann insbesondere für die stete Bewegung und Wandelbarkeit der Natur, das Ephemere ihrer Erscheinung: „Mein Ziel ist es, das Zufällige darzustellen (…). Nur in diesem Augenblick existiert die Erscheinung, dann nie wieder. Ich male schnell, denn allein im provisorischen Arbeiten erschließt sich mir die fließende Zeit.“ (1985) So sind es bei den Blumen in erster Linie die Blüten, die ihn zur Darstellung reizen, in der Landschaft ist es das Licht des Nordens mit seinem raschen Wechsel. Klaus Fußmann arbeitet, um das Flüchtige angemessen gestalten zu können, zügig. Die Farben werden dabei oftmals unmittelbar auf dem Bildträger und nicht erst auf der Palette gemischt. Namentlich bei den pastos gemalten Ölbildern ist dies augenfällig. In der Farbigkeit sind diese teils zurückgenommener, abstrakter als die Aquarelle und Gouachen, aber deswegen nicht weniger expressiv. Fußmanns Bilder von der Landschaft und ihren Erscheinungen sind angefüllt von einem intensiven Erleben der Natur und ihrer wandelbaren Schönheit, die sich dem Betrachter in ganzer Fülle lebendig mitteilt.
Naturphänomene wie der stete Wandel, die Flüchtigkeit der Erscheinungen sowie die Vergänglichkeit sind Gegenstände der künstlerischen Reflexion von Klaus Fußmann. Ein bedeutendes Vanitas-Symbol in der Kunstgeschichte wie auch für Fußmann ist die Blume: „Die Blume blüht und hat ihre unglaubliche Präsenz, ihre farbige Präsenz und diese Strahlkraft und dann zerfällt sie sehr schnell. (…) die Blume ist hinfällig, sie ist das schönste Symbol für Vanitas.“ (Klaus Fußmann) In seinen Blumenbildern konzentriert sich Fußmann daher in erster Linie auf die Visualisierung der Blüten und fixiert sie auf der Höhe ihrer Entfaltung. Dabei geht der Künstler nicht mimetisch vor, sondern abstrahiert sie in ihrer Erscheinung. Es entstehen vom Naturvorbild unabhängige Darstellungen, deren Ästhetik aus den Farben, den Farbabstufungen, dem Farbauftrag sowie der Komposition resultieren. Klaus Fußmann schafft auf diese Weise Blumenbilder von großer Schönheit, die einerseits aus der sinnlichen Seinsfülle schöpfen, andererseits diese künstlerisch-reflexiv durchdringen, indem sie ihr Wesen, ihre Gesetze zum Gegenstand haben.
In "Vergissmeinnicht und Goldlack" konzentriert sich Fußmann auf die himmelblauen Blüten des Vergissmeinnichts auf der linken, den in verschieden Purpurabstufungen und Orangetönen dargestellte Goldlack auf der rechten Blatthälfte. Weißhöhungen führen zu Lichtakzenten und tragen zu Hell- und Dunkelabstufungen bei. Blüten sowie die in dunklen Grüntönen angedeuteten Blätter und Stängel der Blumen sind in ihren Formen summarisch, in erster Linie durch die Farbabstufungen definiert. Durch die Anordnung der Blüten stehen sich zwei unterschiedliche Farbgruppen gegenüber, die durch das gemeinsame Grün verbunden werden.