Hans Steinbrenner absolvierte nach dem Zweiten Weltkrieg Studien in Offenbach, Frankfurt am Main und München (bei Toni Stadler). Von 1958 bis 1963 arbeitete er gemeinsam mit seinem Bruder als Künstlerpaar in der Bildhauergemeinschaft Hans & Klaus Steinbrenner in Frankfurt am Main. Als Gemeinschaft waren sie mit einer Großen Holzfigur im Jahr 1964 auf der documenta III vertreten, die den Durchbruch der ungegenständlichen Plastik in der europäischen Nachkriegsmoderne herbeiführte. Frühe Arbeiten sind aus dem Ende der vierziger Jahre bekannt, die noch deutlich den Einfluss der Lehrer erkennen lassen. Mitte der fünfziger Jahre wandelte sich Steinbrenners Stil vor dem Hintergrund der Erfahrung organischer Formensprache im Werk von Henri Laurens, Henry Moore und Hans Arp, der wiederum von geometrischen Quaderskulpturen aus Stein und seit etwa 1970 zuletzt stelenartigen Figuren abgelöst wurde. Steinbrenners Lebenswerk veranschaulicht damit exemplarisch die wichtigsten Entwicklungslinien der modernen Bildhauerkunst in Deutschland seit 1945.

Dr. Jürgen Fitschen



Friedhelm Mennekes im Gespräch mit Hans Steinbrenner

Friedhelm Mennekes: Ein Element, das in Ihren Arbeiten neben den Raumproportionen und Raumstrukturen eine Rolle spielt, ist das Kreuz. Bei Ihnen kommt das Kreuz, d.h. das geometrische Zeichen von zwei Linien, die sich rechtwinkelig kreuzen, immer wieder vor. Was bedeutet Ihnen das Kreuz?
Hans Steinbrenner: Im Grunde ist im Kreuz die ganze Kunst enthalten. Wenn der Mensch steht und die Arme ausbreitet, steht er als Kreuz. Diese Kreuzesform kommt in allen menschlichen Werken versteckt oder unversteckt zum Ausdruck. Das können Sie überall in der Kunst sehen, in jeder Zeichnung. Da ich sehr abstrakt arbeite, wird es bei mir viel deutlicher ausgesprochen als bei anderen. Der Mensch trägt das Kreuzzeichen in sich.