Pablo Picasso

Portrait de Françoise aux cheveux flous, Paris, 27.6.1947

Aquatinta und Aussprengverfahren auf Velin Arches (mit Wasserzeichen)
61,3 x 45,3 auf 66,2 x 50,2 cm
Signiert, datiert sowie "Épreuve d'artiste" bezeichnet
Provenienz:
Privatsammlung, Schweiz
Literatur:
Georges Bloch, Pablo Picasso: Katalog des graphischen Werkes 1904-1967, Bd. 1, 2. Aufl. Bern 1971, Nr. 457.
Brigitte Baer, Picasso: peintre - graveur. T. 4: Catalogue raisonné de l'oeuvre gravé et des monotypes, 1946 - 1958 , Bern 1988, Nr. 791.
„Es ist fast, als hätte Picasso auf das Gesicht von Françoise Gilot gewartet, und tatsächlich ist von Anfang an in diesen Porträts ein besonderer Ausdruck, eine ‚besondere‘ Stimmung zu verspüren.“ (Erich Franz, 2002)

Pablo Picasso hat zahlreiche Porträts von Françoise Gilot (1921-2023) geschaffen. 1943 begegnet er der jungen, angehenden Malerin in Paris im Restaurant Le Catalan und lädt sie spontan in sein Atelier ein. Gilot, die damals an der Académie Ranson (Paris) studiert und gerade ihre erste Galerie-Ausstellung mit Gemälden und Zeichnungen hat, sucht den Künstler in der Folge mehrfach in seinem Atelier auf. Um die Jahreswende 1943/44 beginnt dann ihre gemeinsame Liebesbeziehung. Gilot, die ihr Studium an der Académie Julian sowie an der École des beaux-arts in Paris fortsetzt, zieht schließlich 1946 zu Picasso und lebt mit ihm in Paris sowie an der Côte d’Azur.
Picassos Liebesbeziehungen bilden eine wesentliche Stimulanz seiner künstlerischen Kreativität, und so wird Gilot zu seinem bevorzugten Modell bis zu ihrem Bruch mit dem Künstler im Jahr 1953. In zahlreichen Variationen und Werkfolgen befasst sich Picasso mit ihrer Physiognomie, wobei er Gilot bevorzugt en face darstellt wie es auch die 1947 in Paris, wenige Monate nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes Claude, entstandene Arbeit zeigt. Obwohl Picasso in den 1940er Jahren sich mehr mit der Lithographie beschäftigt, wählt er hier die druckgrafische Technik der Aquatinta und damit eine weiche, malerische Form der Darstellung, die sich ganz auf das sanfte, von offenem Haar umfangene Oval des Antlitzes der jungen Frau und ihren gedankenverlorenen Ausdruck konzentriert.
Anette Brunner