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Ohne Titel (SF63-339), 1963
Acryl auf Papier
11,1 × 12,7 cm
Verso mit Bleistift signiert sowie Stempel in Rot
Provenienz:
Atelier des Künstlers
Privatsammlung, Chicago/Illinois (Geschenk des Künstlers)
Privatsammlung, Chicago/Illinois (Geschenk des Künstlers)
Literatur:
Debra Burchett-Lere (Hrsg.), Sam Francis: Online Catalogue Raisonné Project, SF63-339
Blau: Von farblichen Akzenten zur Monochromie V, Ausst.-Kat. Galerie Koch, Hannover 2023, S. 14f.
Blau: Von farblichen Akzenten zur Monochromie V, Ausst.-Kat. Galerie Koch, Hannover 2023, S. 14f.
1941 - 1943
Studium der Botanik, Philosophie und Medizin an der University of California, Berkeley
1943 - 1947
Als Soldat im US Army Air Corps; schwere Rückenmarksverletzung bei einem Übungsflug sowie Erkrankung an einer Rückenmark-Tuberkulose. Es folgt ein mehrjähriger Aufenthalt in verschiedenen Krankenhäusern. In dieser Phase beginnt Francis zu malen. 1945 Verlegung in ein Hospital in San Francisco. Vermittelt durch Freunde sucht ihn dort David Park auf, Professor an der California School of Fine Arts, erkennt sein Talent und unterrichtet ihn in der Folge bis 1947. Park vermittelt Francis die Kenntnis von Original-Werken von Miró, Klee und Picasso.
1948 - 1950
Studium der Malerei und Kunstgeschichte an der University of California, Berkeley; in Berkeley lernt er Muriel Goodwin kennen. Francis ist beeinflusst von u.a. Mark Rothko, Clyfford Still, Mark Tobey und Hans Hofmann
1950 - 1952
Scheidung von Vera Miller; Ende des Sommers 1950 geht er zusammen mit Muriel Goodwin nach Paris, wo er 1951 Jean-Paul Riopelle kennenlernt, beide sind unzertrennlich; durch Riopelle Kontakt zu dem Kunstkritker und Kunsthistoriker Georges Duthuit, einem Schwiegersohn von Henri Matisse. Zusammen mit diesem sowie Patrick Waldberg und Samuel Beckett verkehrt er regelmäßg im Café du Dragon; durch Riopelle ebenfalls Kontakt zu Michel Tapié, der Francis Werke 1952 in die Ausstellungen "Signifiants de l'informel II" sowie "Un art autre" im Studio Paul Facchetti (Paris) aufnimmt. In diesen Jahren entsteht die Serie der "White Paintings". 1952 erste Einzelausstellung in der Galerie du Dragon, vermittelt durch Riopelle; Francis lernt Pontus Hulten kennen; Aufenthalte in Südfrankreich; Reise nach Italien, in Venedig Besuch der Biennale sowie Treffen mit Duthuit, durch den er die byzantinische Kunst für sich entdeckt
1953/54
Sam Francis ist fasziniert von Monets Seerosen; erneut Aufenthalt in Südfranreich; beeinflusst vom südlichen Licht und der Faszination der byzantinischen Kunst beginnt die Farbe Francis Werk zu dominieren; durch Tapié 1954 Kontakt und Freunschaft mit Arnold Rüdlinger sowie Eberhard W. Kornfeld. Rüdlinger, zu dieser Zeit Direktor der Kunsthalle Bern, nimmt Werke des Künstlers in die Ausstellung "Tendances actuelles de l'École de Paris III" auf. Kornfeld stellt Francis ab 1957 regelmäßig in seiner Galerie aus. Beeinflusst durch das südliche Licht und die byzantische Kunst beginnt 1953 die Farbe das Werk von Francis zu dominieren (z.B. "Big Red", 1953).
1955
Einzelausstellung in der Galerie Rive Droite, Paris
1956
Erste Einzelausstellung in den USA: Francis Werk wird in der Martha Jackson Gallery in New York City gezeigt; Ankauf eines Werkes ("Red an Black") von Francis durch das Solomon R. Guggenheim Museum. Erste Beteiligung an einer musealen Gruppenausstellung in den USA: "Twelve Americans", Museum of Modern Art, New York City. Francis erhält von Rüdlinger den Auftrag zu einem großformatigen Triptychon für das Treppenhaus der Kunsthalle Basel sowie von Sofu Teshigahara, Direktor der Sogetsu School of Ikebana, Tokio, den Auftrag zu einem Wandbild. Bekanntschaft und Freundschaft mit Franz Meyer Jr. und Franz Meyer Sr., der von Francis sieben Arbeiten auf Leinwand sowie mehrere Aquarelle ankauft.
1957
Francis gibt seine Pariser Wohnung auf, behält jedoch sein Atelier und reist nach New York, Mexico, Los Angeles sowie anschließend erstmals nach Japan; in Tokio realisiert er das Wandbild für die Sogetsu School of Ikebana (sog. "Tokyo Mural"). Francis hat mehrere Ausstellungen in Japan, er ist fasziniert von der japanischen Lebensart und Kunst, trifft, vermittelt durch befreundete japanische Malerkollegen, mit dem Galeristen Kusuo Shimizu und Künstlern zusammen; Rückreise nach Europa über Hong-Kong, Thailand, Indien.
1958
Über Rom Rückreise nach Paris, wo er in seinem Atelier die Wandbilder für die Kunsthalle Basel fertigstellt ("Basel Mural I-III"); nach ihrer Präsentation in Basel, wird der Ankauf abgelehnt. Ende September Reise über Rom, Saigon, Tokio in die USA; lernt in New York die japanische Malerin Teruko Yokoi kennen; Scheidung von Muriel Goodwin.
1959
Lebt im Januar und Anfang Februar in San Mateo bei seinem Vater; von dort organisiert er zusammen mit Martha Jackson seine erste museale Einzelausstellung im Westen der USA; ab Februar in New York; realisiert ein Wandbild für die Chase Manhattan Bank; erste Einzelausstellung in einem Kunstverein in Deutschland (Düsseldorf); Teilnahme an der documenta II in Kassel; mietet ein Atelier in New York.
Ende des Jahres Einsetzen der Serie "Blue Balls" (bis 1963).
1960
Rückkehr nach Paris (zusammen mit seiner 3. Ehefrau, Teruko Yokoi); pendelt zwischen den Städten Paris, Bern und Tokio hin und her; Bekanntschaft und Freundschaft mit Walasse Ting.
Blau wird zur bevorzugten Farbe.
1961
Wiedererkrankung an Tuberkulose; Behandlung in einem Berner Hospital (bis Mitte November); malt Aquarelle und zeichnet; liest Werke von Rainer Maria Rilke; Francis verlässt Europa und geht in die USA zurück; er mietet sich Ende Dezember 1961 ein Haus in Montecito, wo er sich in den folgenden 8 Monate von seiner Krankheit erholt
1962
Santa Monica, Kalifornien, wird Hauptwohnsitz und -atelierstandort; die Ateliers in Paris, Bern, Tokio und New York behält er bei.
1963 - 1966
Sam Francis interessiert sich zunehmend für die Lithografie; er verbringt ab 1964 die überwiegende Zeit in Japan; 1964 Teilnahme an der documenta III in Kassel; heiratet 1965 die japanische Künstlerin Mako Idemitsu (1980 Scheidung); 1966 Sky Painting Performance in Japan.
1968 - 1970
Francis malt im Auftrag der Nationalgalerie, Berlin, das 8 x 12 m große Bild "Berlin Red"
1970
Gründet den "Litho Shop" in Santa Monica, um seine Lithografien selbst drucken und publizieren zu können
1973/74
Lebt und malt überwiegend in Tokio, Japan
1975 - 1979
Es erscheint die erste wichtige Monografie über Sam Francis, geschrieben von Peter Selz; Monotypien: die Zusammenarbeit mit Garner Tullis beginnt.
1983
Wandbild für den Internationalen Flughafen von San Francisco
1984
Lernt in Tokio die englische Künstlerin Margaret Smith kennen, die er 1986 heiratet; gründet mit Jack Stauffacher und Jan Butterfield "The Lapis Press"
1985 - 1989
Erwirbt weitere Ateliers, u.a. eines in Palo Alto, Nordkalifornien, einen Wohnsitz in Paris (1985) sowie in Venice, Kalifornien (1987). Er reist weiterhin viel und arbeitet in seinen verschiedenen Ateliers und malt auch in Manchester, England (1989); es entstehen Wandbilder für die Wattis Rotunde des San Francisco Museum of Art (1986) sowie die Opera National, Théâtre Royal de la Monnaie, Brüssel
1990 - 1994
Große Retrospektive in der Bundeskunsthalle in Bonn; das monumentale Gemälde "Dynamic Symmetry" (1978) wird im Plenarsaal des Deutschen Bundestags in Bonn aufgehängt; Schenkung (1993) von 10 Gemälden an das Museum of Contemporary Art, Los Angeles, begleitet von einer Ausstellung 1994
04.11.1994
Sam Francis stirbt in Santa Monica
1962
"Grand Prix", Third International Biennial Exhibition of Prints, Tokio, Japan
1968
"Ehrendoktor", University of California, Berkeley, USA
1983
"Ernennung zum Commandeur de l'Ordre des Arts et des Lettres", Frankreich
1993
"Distinguished Alumnus Award", University of California, Berkeley, USA
1952
Galerie du Dragon, Paris, Frankreich
1955
Galerie Rive Droite, Paris, Frankreich
1956
Galerie Rive Droite, Paris, Frankreich
Martha Jackson Gallery, New York City, USA
Zoe Dusanne Gallery, Seatle, USA
1957
Gimpel Fils, London, England
Martha Jackson Gallery, New York City, USA
1958
Galerie Alfred Schmela, Düsseldorf
Martha Jackson Gallery, New York City, USA
1959
Pasadena Art Museum; San Francisco Museum of Art; Seattle Art Museum, USA
Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf
"Sam Francis", Galerie Klipstein & Kornfeld, Bern, Schweiz
1960
"Sam Francis", Kunsthalle Bern; Moderna Museet, Stockholm, Schweiz
Galerie Klipstein & Kornfeld, Bern, Schweiz
1961
Galerie Jacques Dubourg, Paris, Frankreich
1963
Kestner-Gesellschaft, Hannover
1966
"Sam Francis", Galerie Kornfeld und Klipstein, Bern, Schweiz
1967
"Sam Francis . A retrospective exhibition", The Museum of Fine Arts, Houston, Texas; University Art Museum, Berkeley, California, USA
"Sam Francis Drawings and Lithographs", San Francisco Museum of Art, San Francisco; University of California, Los Angeles, USA
1968
"Sam Francis", Kunsthalle Basel; Badischer Kunstverein, Karlsruhe; Stedelijk Museum, Amsterdam,
"Sam Francis", Centre national d'Art contemporain, Paris, Frankreich
1970
Martha Jackson Gallery, New Yotk City, USA
1972
"Sam Francis: paintings 1942-1972", Albright-Knox Art Gallery, Buffalo, New York; Corcoran Gallery, Washington, D.C. u.a., USA
1974
Idemitsu Art Museum, Tokio, Japan
1975
Galerie Kornfeld, Zürich, Schweiz
1978
"Sam Francis: peintures récentes 1976/1978", Centre Georges Pompidou, Musée National d'Art Moderne, Paris, Frankreich
1979
Institute of Contemporary Art, Boston, Massachusetts, USA
1980
"Sam Francis: The Fifties", The Phillips Collection, Washington, USA
1986
Pavillion des Art, Paris; Louisiana Museum of Modern Art, Humlebaeck (weitere Station in Tokio),
1987
Manni Silverman Gallery, Los Angeles, USA
1988
"Sam Francis: Four Decades. Paintings on Paper", Bernard Jacobson Gallery, London, England
"Sam Francis. Peinture sur papier 1947-1988", Galerie Jean Fournier, Paris, Frankreich
1991
"Sam Francis: Werke der Jahre 1945-1990. Eine Retrospektive", Galerie Kornfeld, Bern, Schweiz
"Sam Francis Blue Balls", Gargosian Gallery, New York City, USA
1993
"Sam Francis", Bundeskunsthalle, Bonn; Museum of Contemporary Art, Los Angeles u.a.,
1995
"Sam Francis: The Shadow of Colors", Kunstverein Ludwigsburg; Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk (Dänemark); Kunstslgn. Chemnitz,
"Sam Francis, les années parisiennes: 1951-1961", Galerie National du Jeu de Paume, Paris, Frankreich
"The Last Paintings of Sam Francis", The Los Angeles Country Museum of Art, Los Angeles, USA
1996
Galerie Delaive, Amsterdam, Niederlande
1999
"Sam Francis: paintings 1947-1990", Museum of Contemporary Art (weitere Stationen in Schweden, Spanien u. Italien), Los Angeles, USA
2002
Idemitsu Museum, Tokio (weitere Stationen in Japan), Japan
2003
Galerie Delaive, Amsterdam, Niederlande
2006
"Sam Francis und Bern", Kunstmuseum Bern, Bern, Schweiz
2009
Samuelis Baumgarte Galerie, Bielefeld
Bernard Jacobsen Gallery, London,
2010
Galerie Koch, Hannover
2012
Galerie Delaive, Amsterdam, Niederlande
2013
"Sam Francis, Five decades of abstract expressionism from Californien collections", Pasadena Museum of California Art, Kalifornien; Crocker Art Museum, Sacramento, Kalifornien, USA
2020
"Sam Francis and Japan: Emptiness Overflowing", Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles, USA
Sam Francis in der Galerie Koch
Die von ruhigem Ernst einerseits, großer Leichtigkeit andererseits geprägte Komposition von Sam Francis ist in ihrem Ausdruck durch die Farbe Blau sowie das Weiß des Papiergrundes bestimmt. Dabei reichen die Nuancen der Blautöne von transparent aufgetragenem Kobaltblau bis hin zu einem dunklen, annähernd schwarzen Blau. Hinzu treten wenige orange Farbspritzer, die ihre Leuchtkraft bei näherer Betrachtung der Arbeit entfalten.
Die undatierte Komposition kann aufgrund der Dominanz von Blau sowie der formalen Gestaltung in das Jahr 1963 datiert werden, in eine Phase des Übergangs von den "Blue Balls" (1959-63) zu den "Edge Paintings" des Künstlers, die den Farben lediglich die Ränder der Kompositionen einräumen, während die Zentren von weißem Raum, weißer „Leere“ bestimmt sind.
Der in Kalifornien geborene Sam Francis gehört zur zweiten Generation der Abstrakten Expressionisten und zu den Künstlern der 1964 von Clement Greenberg kuratierten Ausstellung "Post-Painterly Abstraction" (Los Angeles County Museum of Art). Während seines Aufenthalts in Paris (1950-58) kommt Sam Francis in Berührung mit dem französischen Tachismus und setzt sich intensiv mit dem Spätwerk von Claude Monet sowie dem Schaffen von Henri Matisse auseinander. Die in Paris entstehenden Beziehungen zu japanischen Künstlern sowie die ab 1957 einsetzenden Aufenthalte in Tokyo führen ferner zu einem großen Einfluss der japanischen Kunst auf das Werk von Sam Francis.
Die undatierte Komposition kann aufgrund der Dominanz von Blau sowie der formalen Gestaltung in das Jahr 1963 datiert werden, in eine Phase des Übergangs von den "Blue Balls" (1959-63) zu den "Edge Paintings" des Künstlers, die den Farben lediglich die Ränder der Kompositionen einräumen, während die Zentren von weißem Raum, weißer „Leere“ bestimmt sind.
Der in Kalifornien geborene Sam Francis gehört zur zweiten Generation der Abstrakten Expressionisten und zu den Künstlern der 1964 von Clement Greenberg kuratierten Ausstellung "Post-Painterly Abstraction" (Los Angeles County Museum of Art). Während seines Aufenthalts in Paris (1950-58) kommt Sam Francis in Berührung mit dem französischen Tachismus und setzt sich intensiv mit dem Spätwerk von Claude Monet sowie dem Schaffen von Henri Matisse auseinander. Die in Paris entstehenden Beziehungen zu japanischen Künstlern sowie die ab 1957 einsetzenden Aufenthalte in Tokyo führen ferner zu einem großen Einfluss der japanischen Kunst auf das Werk von Sam Francis.