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die 1968 entstandene Tuschezeichnung von Heinz Mack zeigt netz- bzw. wabenartige Strukturen in Schwarz auf weißem Grund. Dem „Allover“ vergleichbar verzichtet Mack in der Zeichnung auf eine geschlossene Komposition zugunsten einer offenen, ausschnitthaften Gestaltung. Mittels der sich partiell verdichtenden Strukturen erreicht Mack einen Wechsel von geschlossenen und offenen Abschnitten respektive von Dunkelheit und Helligkeit sowie die wellenartigen Bewegung des Netzrasters. In feinen Linien gearbeitet, ist diesem der Charakter der Zartheit, der Immaterialität eigen.

Struktur, Licht und Schatten, Bewegung wie auch Immaterialität sind Charakteristika des Werkes von Heinz Mack. Sie sind gleichermaßen seiner Malerei, der Plastik wie auch der Zeichnung eigen, die in Macks Œuvre einen der Malerei und Plastik gleichwertigen Stellenwert einnimmt. Rückblickend schreibt Mack 2011: „Das Reich der Zeichnung ist groß – erst recht dann, wenn man wie ich sechs Jahrzehnte lang gezeichnet hat (...) weil auch für mich das Zeichnen die gleiche Bedeutung hat wie das Malen oder das Fertigen einer monumentalen Skulptur.“ Allen Werken Macks liegt, wie der Künstler 1966 betont, dieselbe Intention zugrunde, nämlich „Gegenstände zu machen, deren Erscheinungsweise immateriell ist; hierzu dient mir – vor allem anderen – das Licht und die Bewegung.“ Licht und Bewegung sind wiederum Resultat der Struktur und so durchspielt Mack in seinem Werk oftmals seriell vielerlei different aufgebaute Strukturen in Hinblick auf sein künstlerisches Wollen, darunter auch wabenartige Netzstrukturen. Letztere kommen in den frühen 1960er-Jahren in Macks Werk auf. Eines der frühesten Werke mit wabenartiger Struktur ist die 1962 entstandene reliefartige Arbeit Der Fleiß der Bienen (Aluminium, Holz, Glaskopfnadeln, Privatsammlung). Mack verwendet in dieser Honeycomb (dt. Honigwabe), ein wabenartig strukturiertes, flexibles Aluminiumgewebe, das in der Luft- und Raumfahrttechnik eingesetzt wird. Mack war von der Eroberung des Weltraumes fasziniert und wählte daher bewusst ein aus dem Kontext stammendes Material, das bis heute die materielle Grundlage seiner Serie der Fächer und Lichtflügel bildet.
main image
Ohne Titel, Netzraster (Der Fleiß der Bienen), 1968
Pinselzeichnung, verdünnte Tusche auf Papier
Signiert und datiert
20,6 x 29,8 cm

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Die Wabenstruktur findet sich in der Folge in einer Reihe von Papierarbeiten Macks, ausgeführt in Techniken wie der Spritztechnik, der Frottage sowie der Tuschezeichnung. Letztere Papierarbeiten bezeichnet der Künstler, wie zuvor die plastische Arbeit von 1962, verschiedentlich mit dem Titel oder auch Untertitel Der Fleiß der Bienen (z.B. Der Fleiß der Bienen oder Netzraster, 1968, Pinselzeichnung mit verdünnter Tusche, Abb. in: Mack, Handzeichnungen, Köln 1974, S. 180). Obwohl diese Betitelung wie auch die wiedergegebenen Strukturen Assoziationen zur Natur wachrufen, geht es Mack durchaus nicht um eine optische Identität mit der sichtbaren Natur, sondern um eine phänomenologische Analogie, eine Parallele zur Natur.

Bekannt geworden ist Heinz Mack, der 1958 zusammen mit Otto Piene die Gruppe Zero (1958-1966) gründete und als einer der bedeutendsten Protagonisten der Zero-Bewegung gilt, insbesondere als Schöpfer von Skulpturen, die sich mit Licht und Bewegung auseinandersetzen. Die Malerei, die Mack von 1950-1953 an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert hatte, ließ er zwischen 1963 und 1991 ruhen, die Arbeit auf dem Papier jedoch nie. Seit den 1950er Jahren entstehen Papierarbeiten mit Wachskreide, Grafit, Kohle, Sprühfarbe, Pastell- oder Wachskreide und Tusche. Bis heute bilden diese einen wesentlichen Teil seines künstlerischen Schaffens, mit dem der Künstler bereits früh in eigens dieser Gattung dedizierten Gruppenausstellungen vertreten ist (z.B. European Drawings, Solomon R. Guggenheim Museum, New York, 1968) und das Museen durch Retrospektiven würdigen (z.B. Heinz Mack. Zeichnungen, Pastelle, Tuschen 1950-2000, Museum Schloss Moyland (Kreis Kleve); Städtischen Galerie Am Abdinghof, Paderborn, 2001; Mack. Die Sprache meiner Hand, Stiftung Museum Kunstpalast, Düsseldorf; Museum im Kulturspeicher in Würzburg, 2011).

Netzraster (Der Fleiß der Bienen) ist ein charakteristisches, äußerst formvollendetes Werk von Heinz Mack. Das Schwarz-Weiß der Struktur ist voll leuchtender Klarheit und Energie, dabei gleichwohl von großer Sensibilität. Die Arbeit belegt Macks exzellenten Umgang mit der Tusche. "Was die Tusche betrifft", bemerkt Mack 2011, "so braucht man Jahre, um sie vollkommen zu beherrschen. Leicht macht sie das, was sie will, nicht aber, was der Künstler möchte (...) Mit ihr muss man eine Technik erlernen, die, wenn man sie konsequent einsetzt, keinerlei Korrekturen mehr erlaubt; jede Bewegung, jede manuelle Geste, jede Spontaneität, jeder Duktus gilt (...)."
Herzlichst,
Ihre
Petra & Ole Koch
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