wir gratulieren Andrea Neuman herzlich zum 60. Geburtstag und danken ihr für 19 Jahre Zusammenarbeit und Freundschaft mit der Galerie Koch!

Seit 2004 wird die 1963 in Bad Salzuflen geborene Künstlerin Andrea Neuman, die in Berlin und Brandenburg lebt und arbeitet, von der Galerie Koch vertreten. Neuman, die ihre Zeit und die Welt, in der sie lebt, genau beobachtet und hinterfragt, befasst sich in ihren Werken mit soziologischen Phänomenen, interessiert sich aber auch für philosophische und psychologische Aspekte.
Neuman arbeitet konzeptuell und verbindet in ihrem künstlerischen Schaffen Fotografie und Malerei, Gegenständlichkeit und abstrakte Farbkomposition, Flächigkeit und oftmals pastos aufgetragene Farbstrukturen. Dabei entstehen spannungsreiche Werkgruppen, deren Teilstücke eigenständige, in sich abgeschlossene Arbeiten bilden.

In ihrer Serie circling alex (2019) geht Neuman von Fotografien einer menschenbelebten Stadtlandschaft aus. Mittels pastos aufgetragener Ölfarbe isoliert Neuman die Passanten aus dem örtlichen Kontext sowie untereinander und stellt durch bogenförmig gezogene Linien neuartige Beziehungen zwischen diesen her. Es entsteht auf diese Weise eine geheimnisvolle, faszinierende, aber auch irritierende Welt von Bezügen.
Der Titel der Serie verweist auf den Alexanderplatz in Berlin, kurz Alex genannt, einem der wichtigen Verkehrsknotenpunkte der Stadt und durch die zahlreichen Geschäfte ein viel besuchter Platz. Circling alex könnte als kreisender Alex übersetzt werden oder aber auch als auf dem Alex kreisend, metaphorisch durch die bogenförmigen Linien angedeutet, denen die Menschen zu folgen scheinen: eine stete, sich täglich wiederholende Bewegung, kreisend und somit ohne Anfang und Ende. Die expressive Farbigkeit ist dabei Ausdruck für das lebhafte städtische Treiben.

Dieser steten, anonymen Geschäftigkeit steht Neumans Arbeit Still Standing II gegenüber.  Nicht der bewegte, rastlose Mensch in städtischem Umfeld, sondern das Innehalten, innerlich wie äußerlich, ist hier das Sujet der künstlerischen Auseinandersetzung.

Eine einzelne menschliche Gestalt in weitem, undefiniertem Landschaftsraum verkörpert hier die Einkehr, das Verharren oder vielleicht auch das Atem holen.

Andrea Neuman studierte von 1985-91 Freie Malerei an der Hochschule der Künste (UdK) in Berlin bei Prof. Henning Kürschner, Prof. Frank Badur sowie Prof. Karl Horst Hödicke, dessen Meisterschülerin sie 1991 war. Von 1986-1991 lebte und arbeitete Neuman in der Lower East Side von Manhattan, New York City. Sie gehörte 1986 zu den Gründungsmitgliedern des Künstlerhauses Bullet Space, New York. Neuman ist mit einer Reihe von Kunstpreisen ausgezeichnet worden, unter diesen der Artist Space Grant, New York (1989), der Georg-Christoph-Lichtenberg–Preis, Darmstadt (2001) sowie der Förderpreis British American Tobacco, Bayreuth (2007).