Emil Nolde

Meerlandschaft (Abendmeer) mit zwei blauen Seglern, um 1945/48

Watercolor on Japanese paper
11,8 × 24,7 cm
Signed: Nolde
Provenance:
Atelier des Künstlers
Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen
Literature:
Blau: Von farblichen Akzenten zur Monochromie V, Ausst.-Kat. Galerie Koch, Hannover 2023, S. 26f.
Emil Nolde zählt zu den bedeutendsten Aquarellisten des 20. Jahrhunderts. Eines der zentralen Motive seiner Aquarelle ist das Meer, wobei den Künstler sowohl das stürmisch-bewegte, als auch das ruhige Meer interessieren. Wie den Wind, die Sonne und den Sternenhimmel versteht Nolde auch das Meer als das „Urwesenhafte“ und monumentalisiert es in seinen Werken durch die Unmittelbarkeit in seiner Darstellung sowie die Kraft der Farben. Mittels des künstlerisch-schöpferischen Aktes transformiert Nolde die sichtbare Wirklichkeit, um sein individuelles Erleben dieser zu visualisieren. „Jeder Künstler“, so Nolde, „sieht die Natur in seiner, nur ihm eigenen Art, neu und reizvoll; er gibt sie in seiner geistigen Umwertung wieder.“
Das um 1945/48 datierte Seestück ist in Gänze erfüllt von Meer und Himmel, die am Horizont im blauen Dunst der Ferne sanft ineinander übergehen. Das orange Licht des Abendhimmels spiegelt sich auf dem ruhigen Wasser, auf dem links zwei Segelboote von der Anwesenheit des Menschen zeugen. Das rein aus der Farbe aufgebaute Seestück ist in seinem Ausdruck vom Farbklang des komplementären Farbenpaars Blau und Orange sowie der kontemplativen Ruhe von Himmel, Meer und Segelbooten bestimmt. In der Unmittelbarkeit der Konfrontation, der Begegnung des Betrachters mit Meer und Himmel visualisiert Nolde die Einheit von Subjekt und Kosmos, mit den Lichtreflexionen auf der Wasseroberfläche die Einheit von Himmel und Erdoberfläche.