Daniela Gullotta

Beelitz IX, 2013

Mischtechnik auf Holz
30 × 40 cm
Verso signiert, datiert und betitelt
Provenienz:
Atelier der Künstlerin

Über die Künstlerin

Die italienische Malerin Daniela Gullotta setzt sich in ihren Werken mit Architektur auseinander, wobei sie sich insbesondere für verlassene, dem Verfall preisgegebene Bauten interessiert. Deren Magie und stille Vergegenwärtigung der Vergangenheit bilden Anlass und Inhalt ihrer Werke. So setzt sie sich etwa 2014 in einer Serie von Bildern mit leer stehenden Bauten in Deutschland auseinander, unter diesen die ehemaligen Heilstätten von Beelitz, ein aufgegebenes, teils verfallenes Sanatorium bei Berlin, oder die Ruine des alten Chemiewerkes Rüdersdorf (Märkisch-Oderland). Doch thematisiert die Künstlerin durchaus auch Architekturen, deren Funktion noch gewahrt ist wie in ihrer Serie zum Kölner Dom. Allerdings gibt sie diesen in ihren Bildern der Zerstörung preis, indem sie sein Inneres mit aufgerissenem Fußboden darstellt. Die Künstlerin reflektiert hier zum einen die kontinuierliche Bau- und Restaurierungstätigkeit am Dom, zum anderen stellt sie die Frage nach dessen möglicher Zukunft angesichts der schwindenden Gottesbindung der Menschen.

Ihre künstlerischen Recherchen richtet Gullotta vorwiegend auf die Innenräume der Architekturen, die sie zunächst in Schwarzweiß-Fotografien festhält. Auf einen Malgrund, meist Holz, montiert, bearbeitet und erweitert sie diese mittels verschiedener malerischer und zeichnerischer Techniken in Öl, Acryl, Bleistift und Kohle. Sand-Farbe-Mischungen, Leinwand- und Gazefragmente geben den Bildern Reliefhaftigkeit und unterstreichen, dass die fotografische Grundlage nebensächlich ist. Die Künstlerin transformiert auf diese Weise reale Architektur in eine fiktive und lässt die geheimnisvolle, mit Vergangenheit getränkte Atmosphäre der verlassenen Gebäude samt der sie einst belebenden Generationen von Menschen spürbar werden.

In ihren Werken präferiert Gullotta Grautöne. Diese können als Reflexionsmedium der Wirklichkeit dienen, da Grau seit Nutzung der Schwarzweiß-Fotografie ein dokumentarischer Charakter anhaftet, wie auch als Reflexionsform der Malerei, durch die dem Betrachter stets bewusst bleibt, dass es sich um ein Bild handelt. Farbige Akzente in Form von Quadraten, Rechtecken in Flächen oder Umrisslinien unterstreichen die geometrische Grundtendenz ihrer Kompositionen.

Daniela Gullotta, 1974 geboren, lebt und arbeitet in Bologna. Sie studierte an der Accademia di Belle Arti in Bologna und am Royal College of Art in London. Seit 1996 stellt sie ihre Werke international aus.
Bevorzugtes Sujet der in Bologna lebenden Daniela Gullotta sind Architekturruinen und somit vom Menschen geschaffene, jedoch aufgegebene Existenzräume. Als stumme Zeugen der Vergangenheit üben diese auf die Künstlerin, die an der Accademia di Belle Arti in Bologna sowie am Royal College of Art in London studiert hat, eine magische Faszination aus, die sich in ihren Bildern verlassener Räume wiederspiegelt.

2013 inspirierten die einstigen Beelitzer Heilstätten, ein zwischen 1898 und 1930 südwestlich von Potsdam errichtetes, heute denkmalgeschütztes Ensemble von 60 leerstehenden Gebäuden, die Künstlerin zu einer Serie von Bildern. Lange Korridore mit geöffneten und geschlossenen Türen wie in "Beelitz IX", Treppenhäuser sowie einzelne Räume wie in "Beelitz VIII" dokumentieren die Verlassenheit der Gebäude und bieten dem Betrachter Raum für dessen Imagination sowie Reflexion der Vergangenheit. Gullotta steht mit ihrem Werk in der Tradition der Ästhetisierung der Ruine, die erstmals im Jahr 1337 durch den italienischen Dichter und Geschichtsschreiber Francesco Petrarca in der elegischen Nobilitierung der antiken römischen Ruinen zum Emblem vergangener Zeiten erfolgt.

In ihrer Auseinandersetzung mit Architekturruinen präferiert die Künstlerin Grautöne. Diese spielen einerseits auf das Material der Architektur, den Stein, an, andererseits verbindet sich mit diesen eine Art dokumentarischer Charakter, der sich aus der Verknüpfung der Grauskala mit der Schwarz-Weiß-Fotografie und deren heutiger Funktion ergibt. Zu guter Letzt verweist Grau darauf, dass es sich hier um Malerei handelt, um die Rezeption der sichtbaren Wirklichkeit und nicht um diese selbst, denn diese wäre bunt. Das Hellgrün, das sich in "Beelitz VIII" und "IX" der Architektur zu bemächtigen scheint, verweist auf die Rückeroberung der einstigen Kulturräume durch die Natur.