Stehender weiblicher Akt, 1909
Kohle auf Papier
39,5 × 29 cm
Nachlassstempel des Künstlers (Lugt 1570b) verso unten links mit der eingetragenen Nummer: K Dre/Bg 133. Hier zudem bezeichnet: K8557
Provenienz:
Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen
Literatur:
Kunst-Stücke. Eine Ausstellung auf Reisen: München - Köln - Hannover, Ausst.-Kat. Galerie Koch, Hannover 2025, Kat.-Nr. 6.
Ernst Ludwig Kirchner gehört zu den Neuerern der Kunst am Anfang des 20. Jahrhunderts. In seinem Werk nimmt die Zeichnung eine herausragende Stellung ein. Werner Haftmann bezeichnet Kirchner als den „größte(n) Zeichner des deutschen Expressionismus“.(1) Kirchner selbst beurteilt seine Zeichnungen als „vielleicht das Reinste, Schönste seiner Arbeit“: „Sie sind unbewußt und absichtslos, ein Spiegel der Empfindungen eines Menschen unserer Zeit.“(2)
Ein zentrales Motiv der Zeichnungen Kirchners bildet der Akt, jedoch nicht in seiner traditionellen, akademischen Auffassung des präzisen Abzeichnens des Modells, sondern als spontane, unmittelbare Wiedergabe des menschlichen Körpers in natürlicher Bewegung, wie sie der beeindruckende, in das Jahr 1909 datierte weibliche Akt des Künstlers zeigt. Dargestellt ist eine stehende, leicht nach links gewendete junge Frau, die beide Hände zum Kinn gehoben hält und auf diese Weise ihre Brust verdeckt. Hinter ihr, etwa auf Höhe des Gesäßes, deutet Kirchner eine gestreifte Decke an, die möglicherweise auf einem Bett oder einer Sitzgelegenheit liegt. In der Dominanz der Konturlinie unter Verzicht auf jegliche Binnenzeichnung sowie in den gerundeten Linien, die die Körperformen umfangen, dokumentiert die Zeichnung die Auseinandersetzung Kirchners mit der Kunst von Henri Matisse. Sie wird daher in das Jahr 1909 datiert, das Jahr in dem Kirchner in Berlin im Kunstsalon von Paul Cassirer erstmals Werken von Matisse begegnet. Diese Begegnung schlägt sich in seinen 1909 gearbeiteten Zeichnungen nieder. Anette Brunner
(1) Documenta III, Handzeichnungen, Ausst.-Kat. Kassel 1964, o.S.
(2) Louis de Marsalle (= Ernst Ludwig Kirchner), Zeichnungen von E.L. Kirchner (1920), in: Lothar Grisebach, Ernst Ludwig Kirchners Davoser Tagebuch, Wichtrach/Bern 1997, S. 224.
Ein zentrales Motiv der Zeichnungen Kirchners bildet der Akt, jedoch nicht in seiner traditionellen, akademischen Auffassung des präzisen Abzeichnens des Modells, sondern als spontane, unmittelbare Wiedergabe des menschlichen Körpers in natürlicher Bewegung, wie sie der beeindruckende, in das Jahr 1909 datierte weibliche Akt des Künstlers zeigt. Dargestellt ist eine stehende, leicht nach links gewendete junge Frau, die beide Hände zum Kinn gehoben hält und auf diese Weise ihre Brust verdeckt. Hinter ihr, etwa auf Höhe des Gesäßes, deutet Kirchner eine gestreifte Decke an, die möglicherweise auf einem Bett oder einer Sitzgelegenheit liegt. In der Dominanz der Konturlinie unter Verzicht auf jegliche Binnenzeichnung sowie in den gerundeten Linien, die die Körperformen umfangen, dokumentiert die Zeichnung die Auseinandersetzung Kirchners mit der Kunst von Henri Matisse. Sie wird daher in das Jahr 1909 datiert, das Jahr in dem Kirchner in Berlin im Kunstsalon von Paul Cassirer erstmals Werken von Matisse begegnet. Diese Begegnung schlägt sich in seinen 1909 gearbeiteten Zeichnungen nieder. Anette Brunner
(1) Documenta III, Handzeichnungen, Ausst.-Kat. Kassel 1964, o.S.
(2) Louis de Marsalle (= Ernst Ludwig Kirchner), Zeichnungen von E.L. Kirchner (1920), in: Lothar Grisebach, Ernst Ludwig Kirchners Davoser Tagebuch, Wichtrach/Bern 1997, S. 224.
