Emil Cimiotti

o. T., 1992

Gouache, Aquarell und Fettkreide auf Papier collagiert
21 × 29,7 cm
Signiert und datiert
Provenienz:
Atelier des Künstlers

Über den Künstler

Emil Cimiotti, 1927 in Göttingen geboren, ist einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer seiner Generation. Ab 1955 entwickelt er in der Plastik eine ganz neue, eigene Formensprache. Er verzichtet auf die Geschlossenheit der plastischen Form, die vielfach durchbrochen, in abstrakte, organisch anmutende Strukturen aufgelöst wird, die an Vegetation, Erdformationen, Wolken und anthropomorphe Figuren erinnern; gedankliche Vergleiche, die durch die Titel der Werke, die Cimiotti seinen Bronzen nachträglich und assoziativ vergibt, bekräftigt werden. Ab den späten 1960er Jahren werden die Plastiken Cimiottis mit weiblichen Torsi und Blumenformen gegenständlicher. Diese Phase setzt sich in den 1970er Jahren mit der Einbeziehung manipulierter Naturabformungen in seine Werke (z.B. "Blätterbrunnen", 1976 aufgestellt, Hannover) sowie der Vanitas- und Memento-Mori-Motivik in Form von Schädeln, skelettierten Körpern und Stillleben fort. Doch auch in diesen Jahren interessiert sich Cimiotti formal in erster Linie für die Strukturen seiner Sujets. Dies bekräftigten seine in den letzten drei Jahrzehnten geschaffenen Bronzen mit ihren vegetabilen, geologischen oder landschaftlichen Bezügen. Landschaftliche Assoziationen verknüpfen sich ferner mit Cimiottis in Mischtechnik gearbeiteten Kompositionen auf Papier, die überdies die Auseinandersetzung des Künstlers mit der Farbe als Gestaltungsmittel zeigen. Seit 2012 entstehen als eine neue Werkgruppe „Papierreliefs“ aus geknicktem, gestauchtem, gefaltetem oder gewelltem Papier, die gleichermaßen Struktur und Farbe thematisieren.

Emil Cimiotti studiert nach einer Lehre als Steinmetz ab 1949 Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Otto Baum. Er lernt Willi Baumeister kennen, der zu einem der wichtigsten geistigen Anreger des jungen Künstlers wird. 1951 folgt ein kurzer, unbefriedigend verlaufender Studienaufenthalt an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin bei Karl Hartung. Cimiotti geht für ein Semester nach Paris, wo er an der École de la Grande Chaumière bei Ossip Zadkine studiert sowie die Ateliers von Constantin Brancusi, Le Corbusier und Fernand Léger besucht. Ende 1951 kehrt er nach Stuttgart zurück, wo er 1954 sein Studium abschließt. Cimiotti findet früh Anerkennung. 1958 und 1960 ist er auf der Biennale in Venedig vertreten, 1959 und 1963 auf der documenta in Kassel. Er erhält gleich zweimal, 1957 und 1959, den renommierten Kunstpreis „junger westen“. 1959 ist er Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Museen und Privatsammlungen erwerben seine Werke. 1963 erhält der Künstler einen Ruf auf einen Lehrstuhl für Bildhauerei an der neugegründeten Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig, den er bis 1992 innehat. Cimiotti erhält in der Folge weitere Auszeichnungen. 2017 ehrt ihn unter anderem das Sprengel Museum Hannover mit einer Einzelausstellung.