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3 Häuser, 1998/2000
Acryl auf Malkarton
29,7 × 40 cm
Verso datiert und betitelt
Provenienz:
Atelier des Künstlers
Privatsammlung, Niedersachsen
Privatsammlung, Niedersachsen
Literatur:
Horst Antes: Werkverzeichnis der Gemälde. Bd. 10: 1997-2003, Künzelsau 2015, Nr. 2000-4.
Über den Künstler
Horst Antes gehört zu den wichtigsten Erneuerern der figurativen Malerei und Plastik in Deutschland nach 1945. Sein umfangreiches Werk besteht aus Gemälde, Plastiken, Zeichnungen, Keramiken, Druckgrafiken und Werken der Buchkunst. Trotz formaler und inhaltlicher Unterschiede ist seinen in über sechs Jahrzehnten geschaffenen Arbeiten ihr oft hermetischer, rätselhafter und hintergründiger Charakter gemeinsam, verbunden mit einer dem Künstler ganz eigenen Symbolik.Zu Antes‘ bekanntesten Schöpfungen gehören anthropomorphe Kunstfiguren, auch Kopffüßler genannt, die zwischen 1962 und 1981 sein Werk dominieren. Meist als Einzelfigur, aber auch als Paar dargestellt, sind sie in nicht näher definierten Umräumen, dann auch in surrealen Landschaften wiedergegeben: Archetypen des Menschen, zuweilen mit Beigaben versehen wie etwa Leiter, Rohr, Reif, Schlange, Taube, Hase, Stuhl, Tisch, Löffel, Federn und Spermien. Diese zeugen von Antes‘ Interesse an Frühformen der Religion, an Spiritualität und Kult, insbesondere der Pueblo-Indianer Nordamerikas aus deren spiritueller Bilderwelt Zeichen Eingang in das Werk des Künstlers gefunden haben. Ab 1983 entstehen die sogenannten „Votive“: aus sehr feinem Goldblech geschnittene, mythische Szenerien, bestehend aus menschlichen Figuren sowie der gegenständlichen Symbolwelt seiner Kunstfiguren. In transparenten Schaukästen installiert, bilden die „Votive“ magisch anmutende plastische Ensembles von feierlicher Entrücktheit. Ähnliches gilt für die 1987 einsetzenden „Hausfiguren“. Ihre sakrale Feierlichkeit und magische Aura resultiert aus ihrer den äußeren Sinnen nicht zu durchdingenden Hermetik. Karge Kompositionen geschlossener Architektur versinnbildlichen den Existenzraum des Menschen, das Haus als Metapher für den Menschen.
Verborgen, aber doch existent materialisiert Antes das Fortschreiten der Zeit in den seit 1989 entstehenden „Datums- und Zeitraumbildern“. Die im Bild über einen bestimmten Zeitraum übereinander gemalten Angaben zu Tag, Monat und Jahr werden durch das Übereinanderlegen der Datumsschichten immer schwerer lesbar, „verblassen“, bleiben aber doch vorhanden. Verso listet sie der Künstler akribisch auf.
Antes studiert von 1957-1959 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei HAP Grieshaber. Als Stipendiat 1962 der Villa Romana, Florenz, sowie 1963 der Villa Massimo, Rom, lebt der Künstler in den sechziger Jahren einige Zeit in Italien, seiner späteren Wahlheimat. 1964, 1968 und 1977 ist Antes Teilnehmer der documenta in Kassel, 1966 der Biennale in Venedig, 1991 der Biennale von Sao Paulo, wo er mit dem „Großen Preis“ geehrt wurde. Von 1965-73 und 1985-2000 hat Horst Antes eine Professur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe inne. Seine Werke sind national und international in Museen vertreten. Der 1936 in Heppenheim geborene Horst Antes lebt und arbeitet heute in Sicellino bei Siena, in Karlsruhe und Berlin.
Ab 1986/87 wird das Haus zu einem zentralen Motiv im künstlerischen Werk von Horst Antes. Auf seine architektonische Grundform reduziert hat es als Sujet für den Künstler bis heute nicht an Interesse eingebüßt. Seine archaische existenzielle Bedeutung im menschlichen Dasein sowie seine Metaphorik sind dabei von zentraler Bedeutung.
Horst Antes Häuser zeigen weder Fenster noch Türen, verschließen sich nach außen, offenbaren sich nicht. Andeutungen einer Verortung fehlen. Dies alles trägt zu ihrer geheimnisvollen Hermetik, zu ihrer oftmals sakralen Aura bei. Andreas Franzke hat im Kontext mit dem Motiv Haus bei Antes von „Hausfiguren“ gesprochen. Sie können als Sinnbilder eines bestimmten Verhaltens des Menschen gegenüber der Welt, einer Lebensauffassung interpretiert werden: als Ausdruck des räumlichen Rückzuges des Individuums, der Abkehr und des Abschlusses gegen die Unruhe der Welt und der Konzentration auf das Spirituelle, wie sie Francesco Petrarca in "De vita solitaria" beschrieben hat.
Die Farbigkeit von 3 Häuser lässt das Werk weniger hieratisch, weniger streng wirken als seine schwarzen Häuser mit blauem Dach. Mit den erdig-warmen Rottönen nimmt Antes Farben auf, die bei der Farbfassung der Katsina-Figuren der Pueblo-Völker Nordamerikas neben Weiß, Schwarz und Blau von zentraler Bedeutung sind. Antes hat nicht nur eine beeindruckende Sammlung von Katsina-Figuren aufgebaut, sondern sich auch mit der Kultur der Hopi, Zuni und Navajo intensiv auseinandergesetzt. Seine Bildwelt ist in Neudeutung durch ihn selbst geistig und motivisch durchdrungen von ihrer Kultur. Anette Brunner
Horst Antes Häuser zeigen weder Fenster noch Türen, verschließen sich nach außen, offenbaren sich nicht. Andeutungen einer Verortung fehlen. Dies alles trägt zu ihrer geheimnisvollen Hermetik, zu ihrer oftmals sakralen Aura bei. Andreas Franzke hat im Kontext mit dem Motiv Haus bei Antes von „Hausfiguren“ gesprochen. Sie können als Sinnbilder eines bestimmten Verhaltens des Menschen gegenüber der Welt, einer Lebensauffassung interpretiert werden: als Ausdruck des räumlichen Rückzuges des Individuums, der Abkehr und des Abschlusses gegen die Unruhe der Welt und der Konzentration auf das Spirituelle, wie sie Francesco Petrarca in "De vita solitaria" beschrieben hat.
Die Farbigkeit von 3 Häuser lässt das Werk weniger hieratisch, weniger streng wirken als seine schwarzen Häuser mit blauem Dach. Mit den erdig-warmen Rottönen nimmt Antes Farben auf, die bei der Farbfassung der Katsina-Figuren der Pueblo-Völker Nordamerikas neben Weiß, Schwarz und Blau von zentraler Bedeutung sind. Antes hat nicht nur eine beeindruckende Sammlung von Katsina-Figuren aufgebaut, sondern sich auch mit der Kultur der Hopi, Zuni und Navajo intensiv auseinandergesetzt. Seine Bildwelt ist in Neudeutung durch ihn selbst geistig und motivisch durchdrungen von ihrer Kultur. Anette Brunner