Karl Bohrmann
Mannheim 1928 - 1998 Köln
Ausgewählte Werke
Vita
1947/48Studium an der Schule für Kunst und Handwerk Saarbrücken bei Karl Kunz und Boris Kleint
1948/49
Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Willi Baumeister
1950
Heirat mit der Künstlerin Maria Reuter. Sie ziehen in ein Forsthaus (Morschbacher Hof) im Pfälzer Wald
1952 - 1959
Bohrmann erhält ein Arbeits-Stipendium des Landes Rheinland-Pfalz. Umzug in ein dafür vorgesehene Atelierhaus in Koblenz. Hier lernt er den Bildhauer Michael Croissant und dessen Frau, die Bildhauerin Christa von Schnitzler, kennen. Im Anschluss an das Stipendium Übersiedlung nach Ludwigshafen. Bohrmann beginnt seine ersten informellen Grafiken. Es entstehen fast ausschließlich Radierungen
1959
Umzug nach München. Geburt der Tochter Anna. Der Galerist Günther Franke nimmt Bohrmann in sein Programm auf.
1961
Bohrmann reist mit seiner Frau für einige Wochen nach Paris. In Paris Begegnung mit Zeichnungen von Alberto Giacometti. Begeistert beginnt Bohrmann sich vermehrt mit der Zeichnung zu beschäftigen, die bis 1970 neben der Radierung in seinem Schaffen von gleicher Wertigkeit ist
1962
Viermonatige Griechenlandreise. Unter dem Einfluss des Lichts Änderung seiner Einstellung zur Farbe. Es entstehen Zeichnungen mit Buntstiften, Aquarelle und Gouachen.
Nach der Griechenlandreise erste Begegnung mit Werken von Cy Twombly
1969
Reise nach New York, im Anschluss Entstehung erster großformatiger Leinwandbilder
1970/71
Im Wintersemester nimmt Bohrmann eine Gastdozentur an der Städel-Schule in Frankfurt a.M. an. Ab Wintersemester 1971/72 Unterichtsleiter der Städel-Abendschule. Bohrmann unterrichtet in erster Linie die Aktzeichnung
1972
Umzug nach Frankfurt a.M.. Kauf eines Hauses in Amsterdam, wo das mit ihm und seiner Frau befreundete Ehepaar von Graevenitz lebt. Bohrmann lebt und arbeitet in Amsterdam während der Semesterferien.
1975
Bohrmann beschäftigt sich mit der Fotografie, die er teils mit Zeichnungen ergänzt, und experimentiert mit der Fotocollage. Er beginnt erneut an Collagen zu arbeiten.
1977
Bohrmann ist mit sieben aquarellierten Zeichnungen auf der documenta 6 in Kassel vertreten.
1980/81
Bohrmann lebt in Amsterdam. Er erhält eine Retrospektive im Lenbachhaus in München. Die Kunsthalle Mannheim zeigt einen Überblick über sein grafisches Schaffen.
1982
Bohrmann erhält den Villa-Romana-Preis. In Florenz beginnt er wieder zu malen. Die Serie der Arbeiten auf Nessel setzt ein. Parallel zu diesen entstehen Zeichnungen und Collagen.
1983 - 1986
Bohrmann lebt in Düsseldorf. In diesen Jahren intensive Beschäftigung mit der Malerei.
1984/85
Im Winter 1984/85 Villa-Massimo-Aufenthalt in Rom
1986
Umzug nach Köln. Die Arbeit mit dicken Ölfarbstiften wirkt sich auch auf Zeichnungen und Farbe aus.
1988
Reise nach Kalifornien. Bohrmann ist von der Weite der Landschaft beeindruckt und von den Formen der Palmen. Er macht in der Folge Bäume immer häufiger zu einem Bildgegenstand.
1991
Es entstehen erste Aktzeichnungen und Figuren mit rotem Umhang. Die Farbe Rot wird zu einer zentralen Farbe im Werk von Karl Bohrmann.
1992/93
Die Serie mit Zeichnungen roter Bäume setzt ein. Bohrmann arbeitet desweiteren 1993 an Aktzeichnungen mit roter Ölkreide und an Collagen.
1994 - 1996
Bohrmann arbeitet an den Zeichnungen für das Buch "Rote Figur", das 1995 erscheint. Er beginnt mit den "Wiederholungen" (Aktzeichnungen in brauner Ölkreide). In wenigen Monaten entstehen ca. 5.000 Zeichnungen. In der Folge entstehen Aktzeichnungen mit rotem Mantel. Eine Auswahl dieser wird 1996 in dem Buch "100 Aktzeichnungen" publiziert. Er beginnt an der Arbeit der Stillleben-Zeichnungen.
1996 - 1998
In den folgenden Jahren entstehen weitere Zeichnungen zum Thema der "Roten Figur", die er auf Blätter mit arabischen Schriftzeichen setzt. Desweiteren beschäftigt er sich mit dem Motiv Leiter sowie mit Bäumen. Daran anschließend (1997) arbeitet er an der Serie "Briefe nach Wien": Zeichnungen mit dem Motiv der "Roten Figur", mit Landschaften, Bäumen und erstmals der "Blauen Figur" auf allten, mit Tinte geschriebenen Briefen. 1998 entsteht die Serie der "Himmelserscheinungen", von denen 70 in einer gleichnamigen Publikation veröffentlicht werden.
In diesen beiden Jahren wird Bohrmann durch mehrere Ausstellungen geehrt. Er beginnt sich erneut mit der Radierung und der Malerei zu beschäftigen. Wenige Wochen nach seinem 70. Geburtstag stirbt Bohrmann am 17. Dezember 1998 in Köln.
Auszeichnungen
1952
"Stipendium des Landes Rheinland-Pfalz",
1957
"Kunstpreis der Jugend von Baden-Württemberg",
1958
"Pfalzpreis",
1962
"Förderpreis Rheinland-Pfalz",
1964
"Premio Lugano",
1969
"Deutscher Preis der Mostra Biennale Internazionale Della Grafica", Florenz,
1976
"Kunstpreis Rheinland-Pfalz",
1982
"Villa Romana Preis",
1984
"Ehrengast in der Villa Massimo, Rom",
1985
"Wahl zum Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, München",
1987
"Kunstpreis der Künstler", Düsseldorf,
Einzelausstellungen (Auswahl)
1954
Graphisches Kabinett Grisebach, Heidelberg
1959
Galerie Günther Franke (weitere Ausstellungen bis 1972), München
1967
"Deutsche Handzeichnungen und Aquarelle der letzten zwanzig Jahre", Kunstverein Hannover
1969
Graphisches Kabinett Grisebach, Heidelberg
1973
Landesmuseum Oldenburg
1977
Städtische Galerie im Brückenturm, Mainz
1980
"Karl Bohrmann", Städtische Galerie im Lehnbachhaus, München
1981
Kunstverein Ingolstadt
1981
"Karl Bohrmann: Akte des Zeichnens; Radierungen, Zeichnungen, Collagen 1950-1980", Städtische Kunsthalle Mannheim, Mannheim
1981
"Karl Bohrmann: Zeichnungen, Collagen, Radierungen", Städtische Galerie Erlangen, Erlangen
1985
Grafiek Centrum Haarlem, Niederlande
1987
"Karl Bohrmann", Städtische Galerie Lüdenscheid, Lüdenscheid
1988
"Karl Bohrmann", Kunstverein Freiburg; Kunstverein Ludwigshafen am Rhein; Mittelrheinisches Landesmuseum Mainz, Freiburg; Luwigshafen am Rhein; Mainz
1989
Museum Katharinenhof, Kranenburg
1991
"Karl Bohrmann", Mannheimer Kunstverein; Städtische Galerie Wendlingen am Neckar, Mannheim; Wendlingen
1992
van Reekum Museum, Apeldoorn, Niederlande
1997
"Karl Bohrmann, Malerei, Zeichnung, Druckgraphik", Pfalzgalerie Kaiserslautern, Kaiserslautern
1997
"Karl Bohrmann: Arbeiten auf Nessel 1972-1997", Museum Schloß Moyland
1997
"Karl Bohrmann: Zeichnungen und Collagen 1947-1997", Museum der Stadt Ratingen, Ratingen
1997
"Karl Bohrmann, Leitern und Bäume: 60 Zeichnungen 1996/97 aus der Sammlung Ingrid Welle", Pinakothek der Moderne, Staatliche Graphische Sammlung, München
1998
"Wiederholungen", Frankfurter Kunstverein
2002
Kunstverein Eislingen
2006
"Karl Bohrmann, Innenräume - Außenräume, Zeichnungen 1991-1998", Pinakothek der Moderne, Staatliche Graphische Sammlung, München
2009
"Karl Bohrmann: Wiederholungen 1993/1994", Pinakothek der Moderne, München
2010
Galerie Fred Jahn, München
2014
"Karl Bohrmann: Zeichnungen und Gemälde 1961 - 1971", Villa Grisebach, Berlin
2016
"In der Luft: Zeichnungen und Collagen 1978-1998", Bayerische Akademie der Schönen Künste, München
2018
"Karl Bohrmann. Das Zeichnen zeichnen", Richard Haizmann Museum, Niebüll,
Gruppenausstellungen (Auswahl)
1964
"Salons Comparaisons", Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris, Frankreich
1964
"Deutscher Kunstpreis der Jugend", Baden-Baden
1964
"VIII. Mostra Internazionale di Bianco e Nero", Lugano, Schweiz
1965
"Premio Internazionale Biella per l'Incisione", Biella, Italien
1965
"Kunstpreis Junger Westen", Kunsthalle Recklinghausen
1965
"Deutsche Graphik heute", Kunstverein Augsburg
1966
"7 lóvenes Dibujantes Alemanes", Caracas, Venezuela
1966
"1. Biennale Internationale de la Gravure", Krakau, Polen
1967
"II. Internationale der Zeichnung", Mathildenhöhe Darmstadt
1967
"Eight Young German Artists", Wanderausstellung, USA
1967
"Artistas Alemanes Contemporáneos", Centro de Artes Visuales Torcuato, Buenos Aires, Argentinien
1969
"Art Graphique du XXième Siècle", Menton, Frankreich
1969
"Mostra Biennale Internazionale Della Grafica", Palazzo Strozzi, Florenz, Italien
1973
"Kunst in Frankfurt", Frankfurter Kunstverein
1977
"documenta 6", Kassel
1980
"Zeichnungen 6", Städtisches Museum Morsbroich, Leverkusen
1982
"Deutsche Zeichnungen der Gegenwart", Museum Ludwig, Köln
1982
"Natur - Landschaft - Kunst", Kunsthalle Bremen
1993
"Collage in Deutschland", Kunstverein Speyer
1997
"Augenzeugen, Die Sammlung Hanck, Papierarbeiten der 80er und 90er Jahre", Kunstmuseum Düsseldorf
1998
"Neuerwerbungen der Pfalzgalerie", Pfalzgalerie, Kaiserslautern
1998
"Ideal und Wirklichkeit, Das Bild des Körpers in der Kunst des 20. Jh.", Rupertinum, Salzburger Landessammlungen, Salzburg, Österreich
1998
"Kunstboote", Städtische Sammlungen Neu-Ulm
1998
Frankfurter Kunstverein
2000
"Kabinett der Zeichnungen", Kunstver. f. d. Rheinlande u. Westfalen; Kunstver. u. Kunsthalle Lingen; Kunstslg. Chemnitz u.a.
2000
"Landschaften eines Jahrhunderts", Museum Moderner Kunst, Stiftung Wörlen, Passau
2001
"Der Zwang der Wiederholung", Musée Cantonal des Beaux Arts, Sion, Schweiz
2008
"Wasser, Farbe, Licht", Das Städel, Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Frankfurt a.M.
2009
"Bohrmann, Croissant, Steinbrenner", Galerie Koch, Hannover
2014
"Rot. Von farblichen Akzenten zur Monochromie", Galerie Koch, Hannover,
2016
"Blau. Von farblichen Akzenten zur Monochromie II", Galerie Koch, Hannover,
2018
"Vom Stadel zum Wolkenkratzer. Architekturdarstellungen", Galerie Koch, Hannover,
Sammlungen
Über den Künstler
Karl Bohrmann wird am 29. Oktober 1928 in Mannheim geboren. Bereits als Schüler beginnt er zu zeichnen und zu malen. In der Mannheimer Kunsthalle begeistern ihn Werke von Caspar David Friedrich und Carl Gustav Carus. Bohrmann lernt den in Ludwigshafen a. Rh. lebenden Künstler Rudolf Scharpf (1919-2014) kennen, den er später als seinen eigentlichen Lehrer bezeichnet. Nach dem Studium an der Schule für Kunst und Handwerk Saarbrücken (1947-48) bei Karl Kunz und Boris Kleint sowie an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (1948-49) bei Willi Baumeister arbeitet Bohrmann als freier Künstler im Pfälzer Wald, wo er mit seiner Frau, der Künstlerin Maria Reuter, ein Atelier im Morschbacher Hof einrichtet. 1952 erhält Bohrmann ein 2-jähriges Arbeits-Stipendium des Landes Rheinland-Pfalz und zieht in das dafür eingerichtete Atelierhaus in Koblenz. Hier lernt er den Bildhauer Michael Croissant und dessen Frau, die Bildhauerin Christa von Schnitzler, kennen. Es entstehen fast ausschließlich Radierungen. 1954 kehrt Bohrmann nach Ludwigshafen a. Rh. zurück. Auf Italienreisen (1953, 1954) begegnet Bohrmann dem Werk von Giorgio Morandi, das ihn nachhaltig beeinflusst. 1957 wird er mit dem Kunstpreis der Jugend von Baden-Württemberg, 1958 mit dem Pfalzpreis ausgezeichnet. Aufgrund seiner Freundschaft mit Michael Croissant siedelt Bohrmann 1959 nach München über, wo er die Bekanntschaft von Gerhard von Graevenitz macht. In München nimmt der Galerist Günther Franke Bohrmann in sein Programm auf. Eine Reise nach Paris führt zur Begegnung mit Zeichnungen von Alberto Giacometti. Begeistert beginnt Bohrmann sich vermehrt mit der Zeichnung zu beschäftigen. Auf einer mehrmonatigen Reise nach Griechenland 1962 findet Bohrmann zur Farbe und zur Malerei. Aquarellierte Zeichnungen in feinem, vom Informel beeinflussten, farbigen Liniengespinst entstehen, die Landschaften sowie Körper geschlachteter Tiere andeuten, wie Bohrmann sie auf seiner Reise beobachtet hat. 1962 erhält Bohrmann den Förderpreis Rheinland-Pfalz, 1964 den Premio Lugano, 1969 den Deutschen Preis der Mostra Biennale Internazionale della Grafica, Florenz. Nach einer Reise nach New York 1969 entstehen erste großformatige Leinwandbilder. Anfang der 1970er Jahre wendet sich Bohrmann in seiner Zeichnung dem Thema Figur und Raum zu. Aquarellierte Bleistiftzeichnungen von Innenräumen mit Akten oder auch Tischen und Lampen, die die Ateliersituation andeuten, entstehen. Im Wintersemester 1970/71 nimmt Bohrmann eine Gastdozentur an der Städel-Schule in Frankfurt a.M. an, ab Wintersemester 1971/72 ist er Unterrichtsleiter der Städel-Abendschule. Bohrmann unterrichtet in erster Linie die Aktzeichnung. 1972 zieht Bohrmann nach Frankfurt a.M. um. Er kauft ein Haus in Amsterdam, das er in den Semesterferien bewohnt. Bohrmann beginnt sich mit der Fotografie zu beschäftigen, experimentiert mit der Fotocollage sowie der Collage. 1977 ist Bohrmann mit sieben großformatigen, aquarellierten Zeichnungen auf der documenta 6 vertreten. Der Unterricht an der Städel-Abendschule lähmt Bohrmann, seine eigentliche Kreativität entfaltet er in den Semesterferien in Amsterdam. 1980 gibt Bohrmann seine Stellung an der Städel-Schule auf und siedelt ganz nach Amsterdam über. Die Städtische Galerie im Lenbachhaus hält die erste Retrospektive des Werkes Bohrmanns ab. 1982 wird Bohrmann mit dem Villa-Romana-Preis ausgezeichnet. In Florenz beginnt er sich intensiv der Malerei zu widmen. Die Serie der Bilder auf Nessel setzt ein. Sie verbindet Zeichnung und Malerei auf sensible Weise und enthält Bohrmanns bis dahin entwickeltes Motivrepertoire wie etwa das Haus, den Innenraum, das Fenster, den Akt, die Landschaft und Himmelserscheinungen. Mit den Werken auf Nessel wird der Strich Bohrmanns kräftiger. Er setzt neben der Ölkreide den Ölstift ein. Parallel zeichnet er und schafft Collagen. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland lässt sich Bohrmann 1983 in Düsseldorf nieder, 1986 in Köln. Ab 1985 wird die Zeichnung zusammen mit der Collage erneut zu Bohrmanns wichtigstem künstlerischem Ausdrucksmittel. Variierende Wiederholungen der „Gegenstände“ seiner „Ikonografie“ prägen das Werk Bohrmanns der 1990er Jahre: es entstehen seine prominenten, hochgeschätzten Serien wie etwa der „Akt mit rotem Mantel“, die „Rote Figur“, Bäume, Rote Bäume, Dampfer, Leitern, Stillleben, „Briefe nach Wien“ und die Himmelserscheinungen - Werke von höchster poetischer Sensibilität und magischer Suggestion.