Otto Piene

Ohne Titel (Rauchzeichnung), 1961

Gouache, Ruß auf Karton
13,3 × 15,7 cm
Auf dem Unterlagekarton signiert und datiert
Provenienz:
Atelier des Künstlers
Galerie Ad Libitum, Antwerpen
Privatsammlung, Antwerpen
Privatsammlung, Belgien
Literatur:
Kunst-Stücke. Eine Ausstellung auf Reisen: München - Köln - Hannover, Ausst.-Kat. Galerie Koch, Hannover 2025, Kat.-Nr. 23.
„Die dem Rauch angemessene Farbe ist Rot.“ (Otto Piene, 1962)

Ein schwarzes, rundes Rußvolumen vor leuchtend rotem Grund erfüllt die "Rauchzeichnung" Otto Pienes mit großer energetischer Kraft und sinnlichem Zauber. Einem dunklen Gestirn gleich, schwebt das kugelförmige Volumen in weitem Raum.
1959 schafft Piene seine ersten "Rauchzeichnungen", die ihre Entstehung dem Licht einer Kerze bzw. dessen Abfallprodukt, dem Ruß verdanken. Zunächst auf weißem, Licht suggerierendem, Grund und mit Rasterfolien, dann auf rotem Grund gearbeitet, wachsen mit der Farbigkeit der "Rauchzeichnungen" die ursprünglich kleinteiligen Punktformationen zu größeren Rauchvolumen an. Aus dem anfänglichen Vibrieren der Punkte wird ein „Pulsieren“ der nun größeren Rauch- bzw. Rußvolumen, deren optische Dynamik der Künstler mit der „Atmung“ oder dem „Herzschlag“ vergleicht.(1) Diese ergibt sich aus dem leicht ausfließenden Umriss des runden Volumens sowie dessen Hell-Dunkelmodulation, hervorgerufen durch das Aufsprühen eines den Ruß bindenden Fixativs.
Der Übergang von weißem zu rotem Grund ergab sich, wie Piene berichtet, aus dem Schaffensprozess: „Um das Papier gegen Hitze widerstandsfähiger zu machen, trug ich Farbe auf. Die dem Rauch angemessene Farbe ist Rot.“(2) Rot wird in der Folge neben Schwarz und Weiß zur bestimmenden Farbe seiner Werke. Anette Brunner

(1) Otto Piene, 1962, in: Mack, Piene, Uecker, Ausst.-Kat. Kestner-Gesellschaft Hannover, Hannover 1965, S. 127.
(2) Otto Piene, in: Piene, Licht und Rauch, Graphik, Ausst.-Kat. Städtisches Museum Leverkusen, Schloss Morsbroich, Leverkusen 1962, o.S. (S. 2).