Das 1939 geschaffene, farbig sehr schöne großformatige Aquarell San Francisco II zeigt das am Embarcardero von San Francisco gelegene Pier 15 mit seinem Hauptgebäude sowie ankernden und vorüberfahrenden Schiffen. Das Aquarell geht auf Zeichnungen zurück, die Feininger 1937 während seines Aufenthaltes in der Bucht von San Francisco schuf (z.B. Ships at Pier, Buntstift auf Papier, 13,9 x 21,6 cm, Harvard Art Museums/Busch-Reisinger Museum) und vereint die charakteristischen Sujets seiner Kunst: das Meer, die Schifffahrt und die Architektur. Die handschriftliche Bezeichnung mit „X“ weist darauf hin, dass Feininger diese Arbeit für sein eigenes Archiv vorgesehen hat, in dem sich nur besondere Werke mit herausragender Qualität befanden.


 

Das in Farbwahl und Komposition äußerst reizvolle und gelungene Aquarell aus der Sammlung von T. Lux Feininger schenkte der Künstler Weihnachten 1947 seiner Schwiegertochter Jeanne (1914-1949). In seiner Widmung an Jeanne verwendet Feininger seinen familiären Kosenamen Papileo. Das Aquarell zeigt auf dem felsigen Ende eines Kais einen hohen, massiven, vom Meer umgebenen Wachturm. Segelschiffe und ein Ruderboot befinden sich auf der See, der Feininger die Blattfarbe belassen hat. Rechts ist mit hellem Blau der Himmel angedeutet. Alle Bildgegenstände sind mit feinen, mit dem Lineal gezogenen Tuschelinien eingefasst. Die Aquarellfarbe ist nicht deckend aufgetragen, was der Szenerie eine abstrakte Transparenz und Leichtigkeit verleiht, sie entmaterialisiert und damit vergeistigt.


 

In Segler und Frachtdampfer nimmt das Meer die gesamte Bildfläche des Aquarells ein. In ihm begegnen sich - in einiger Entfernung voneinander - zwei unterschiedliche Schiffstypen. Ihre Fahrt wird durch den leichten Wellengang angedeutet, den der Künstler mit vereinzelten, gerade gezogenen Linien bezeichnet. Die Farbgestaltung ist wie für Feininger kennzeichnend auf wenige, harmonisch aufeinander abgestimmte Töne reduziert. Auch dieses Blatt hat das handschriftliche Gütezeichen des Künstlers, ein „X“. Und tatsächlich ist es in seiner Reduktion, seiner Farbgebung und Komposition von ausgesprochener Feinheit und Grazie.