Gabriele Münter

Vorgebirgslandschaft bei Murnau, 1914

Aquarell auf Büttenpapier
23,6 × 31,5 cm
Unten rechts monogrammiert 'MÜ', verso Nachlass-Stempel der Gabriele Münter und Johannes Eichner-Stiftung
Provenienz:
Atelier der Künstlerin
Nachlass der Künstlerin
Gabriele Münter und Johannes Eichner-Stiftung, München
Galerie Gunzenhauser, München
Privatsammlung Bayern
1908 entdecken Gabriele Münter und Wassily Kandinsky im Umland von München das zwischen Hügellandschaft und Hochgebirge eingebettete Murnau am Staffelsee. Hier erwirbt die Künstlerin 1909 ein am Ortsrand gelegenes Wohnhaus. Die Landschaft von Murnau, aber auch dessen Volkskunst, namentlich die Hinterglasmalerei, werden zu wichtigen Inspirationsquellen ihrer Kunst.
Das Zusammenfassen der Landschaft in großen Flächen, die Vernachlässigung der Perspektive zugunsten der Fläche und Vereinfachung der Konturen zur Steigerung des Ausdrucks, die zunehmende Unabhängigkeit der Farbe vom Naturvorbild werden zu Charakteristika ihrer Malweise, die auch das Aquarell "Vorgebirgslandschaft bei Murnau" kennzeichnen. Es zeigt eine sanfte, grüne Hügellandschaft mit lockerem Baumbestand vor einem hohen Gebirgsmassiv in blauer Farbe. Der Himmel mit dem bereits aufgegangenen Mond ist rötlich verfärbt, Nebel steigt aus der Wiesenlandschaft empor.
1934 greift Münter dieses Motiv leicht variiert in dem Ölbild "Berglandschaft mit Mond" wieder auf (Nachlass-Nr. L 159, Murnau, Schlossmuseum). Nach Annika Öhmer stellt letzteres und somit auch das Aquarell „den Weg zur Schwaiganger Alm im Südwesten Murnaus hoch über dem Loisachtal dar, vor dem eindrucksvollen Bergmassiv des Heimgartens.“(1) Im Unterschied zum Ölbild, das kleinteiliger, detailreicher gearbeitet ist, ist im Aquarell der Fokus der Künstlerin auf die Naturstimmung gelegt bzw. auf das Phänomen des aufsteigenden Nebels, sowie auf eine großzügigere Abstraktion mittels deutlicherer Zusammenfassung der Landschaft in große Flächen. Anette Brunner

(1) in: Annegret Hoberg, Helmut Friedel (Hrsg.), Gabriele Münter 1877-1962. Retrospektive, München 1992, S. 291, Kat.-Nr. 219.