Horst Antes

Haus, 2005

Acryl und Sägemehl auf Hartfaserplatte
40 × 30 cm
Verso signiert und datiert
Provenienz:
Atelier des Künstlers
(Werknummer Sic 23/2005)

Über den Künstler

Horst Antes gehört zu den wichtigsten Erneuerern der figurativen Malerei und Plastik in Deutschland nach 1945. Sein umfangreiches Werk besteht aus Gemälde, Plastiken, Zeichnungen, Keramiken, Druckgrafiken und Werken der Buchkunst. Trotz formaler und inhaltlicher Unterschiede ist seinen in über sechs Jahrzehnten geschaffenen Arbeiten ihr oft hermetischer, rätselhafter und hintergründiger Charakter gemeinsam, verbunden mit einer dem Künstler ganz eigenen Symbolik.
Zu Antes‘ bekanntesten Schöpfungen gehören anthropomorphe Kunstfiguren, auch Kopffüßler genannt, die zwischen 1962 und 1981 sein Werk dominieren. Meist als Einzelfigur, aber auch als Paar dargestellt, sind sie in nicht näher definierten Umräumen, dann auch in surrealen Landschaften wiedergegeben: Archetypen des Menschen, zuweilen mit Beigaben versehen wie etwa Leiter, Rohr, Reif, Schlange, Taube, Hase, Stuhl, Tisch, Löffel, Federn und Spermien. Diese zeugen von Antes‘ Interesse an Frühformen der Religion, an Spiritualität und Kult, insbesondere der Pueblo-Indianer Nordamerikas aus deren spiritueller Bilderwelt Zeichen Eingang in das Werk des Künstlers gefunden haben. Ab 1983 entstehen die sogenannten „Votive“: aus sehr feinem Goldblech geschnittene, mythische Szenerien, bestehend aus menschlichen Figuren sowie der gegenständlichen Symbolwelt seiner Kunstfiguren. In transparenten Schaukästen installiert, bilden die „Votive“ magisch anmutende plastische Ensembles von feierlicher Entrücktheit. Ähnliches gilt für die 1987 einsetzenden „Hausfiguren“. Ihre sakrale Feierlichkeit und magische Aura resultiert aus ihrer den äußeren Sinnen nicht zu durchdingenden Hermetik. Karge Kompositionen geschlossener Architektur versinnbildlichen den Existenzraum des Menschen, das Haus als Metapher für den Menschen.
Verborgen, aber doch existent materialisiert Antes das Fortschreiten der Zeit in den seit 1989 entstehenden „Datums- und Zeitraumbildern“. Die im Bild über einen bestimmten Zeitraum übereinander gemalten Angaben zu Tag, Monat und Jahr werden durch das Übereinanderlegen der Datumsschichten immer schwerer lesbar, „verblassen“, bleiben aber doch vorhanden. Verso listet sie der Künstler akribisch auf.
Antes studiert von 1957-1959 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei HAP Grieshaber. Als Stipendiat 1962 der Villa Romana, Florenz, sowie 1963 der Villa Massimo, Rom, lebt der Künstler in den sechziger Jahren einige Zeit in Italien, seiner späteren Wahlheimat. 1964, 1968 und 1977 ist Antes Teilnehmer der documenta in Kassel, 1966 der Biennale in Venedig, 1991 der Biennale von Sao Paulo, wo er mit dem „Großen Preis“ geehrt wurde. Von 1965-73 und 1985-2000 hat Horst Antes eine Professur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe inne. Seine Werke sind national und international in Museen vertreten. Der 1936 in Heppenheim geborene Horst Antes lebt und arbeitet heute in Sicellino bei Siena, in Karlsruhe und Berlin.
• Ein signifikantes Beispiel der Hausfiguren von Horst Antes, die seit den späten 1980er Jahren
sein Werk beherrschen.

• Die auf ihre Grundform reduzierte, nach außen sich verschließende Hausfigur ist aufgrund
ihrer Kargheit, ihrer Beschränkung auf Schwarz und Grau, von geheimnisvoller Entrücktheit
und Spiritualität.

• Die Hausfiguren von Horst Antes können als eine Metapher für den Rückzug des Individuums
aus der Welt und Konzentration auf das Spirituelle, als Ausdruck der Selbsteinkehr gedeutet werden.

• Horst Antes gehört zu den wichtigsten Erneuerern der figurativen Malerei in Deutschland nach 1945.