Gotthard Graubner

o. T., 1964

Acrylic and oil on canvas over foam and cardboard on canvas
45 × 45 × 4 cm
Signed and dated on the reverse
Provenance:
Atelier des Künstlers
Galerie Ernst, Hannover
Privatsammlung, Hessen
Galerie Defet, Nürnberg
Privatbesitz, Deutschland
Literature:
65 Jahre Galerie Koch, Ausst.-Kat. Galerie Koch, Hannover 2020, S. 14f.
Farbe ist im Werk von Gotthard Graubner von substanzieller Bedeutung. Graubner verwendet sie jedoch nicht in illusionistischer, gegenständlicher Absicht oder symbolischer Bedeutung, sondern als autonomes Gestaltungsmittel. „Farbe ist mir selbst Thema genug“, erläutert der Maler 1975: „Die Farbe von jedem literarischen Inhalt befreit, Rosa ist nicht Haut, Grün nicht Natur, Grau nicht Traurigkeit. Farbe besitzt eigenes Leben, eigene Sensibilität.“

In den frühen 1960er Jahre beginnt Graubner die zweidimensionale Fläche des Farbträgers mittels überspannter Schaumstoffpolster in den Raum greifen zu lassen. Diese Werke bezeichnet der Maler zunächst als Farbleiber, ab den frühen 1970er Jahren als Farbraumkörper. Charakteristisch für die Werke von Graubner ist der Aufbau aus transparent übereinandergelegten dünnen Schichten warmer und kalter Farbwerte komplementärer Farben, die das Bildfeld in flüssigem, wolkigem Verlauf überziehen. Es entsteht der Eindruck diffuser Farbräume von faszinierender Undefinierbarkeit. Die 1964 datierte Arbeit gestaltet Graubner mit einem stark verdünntem Rosa sowie Grün. Vom aufgepolsterten Mittelfeld des Werkes, in dem sich die Farbe zum dunkelsten Teil der Komposition verdichtet, breiten sich die übereinander gelegten, aber dennoch transparenten Farbschichten, wolkig nach außen verlaufend und luzider werdend aus: die Farben scheinen sich vom Zentrum der Arbeit aus pulsierend nach außen auszudehnen. Graubner selbst hat vom "Atmen der Fläche" gesprochen.