Horst Antes

Haus rot, grün, schwarz in dunkler Fläche, 1997

Aquatec with sawdust on plywood
40 × 30 cm
Verso signiert, datiert und betitelt
Provenance:
Atelier des Künstlers (Ateliernummer SIC 1997);
Privatsammlung, Niedersachsen
Literature:
Horst Antes: Werkverzeichnis der Gemälde 1997. Bd. 10: 1997-2003, hrsg. v. der Studienstiftung Horst Antes, Künzelsau 2015, S. 45, Nr. 1997-25.
Grün: Von farblichen Akzenten zur Monochromie IV, Ausst.-Kat. Hannover 2021, S. 50f.
In Auseinandersetzung mit den sogenannten Kopf-Serien ("Mystische Köpfe", "Heiligengesichter", "Abstrakte Köpfe", "Meditationen") des russischen Malers Alexej Jawlensky entstehen ab 1993 im Werk von Horst Antes gemalte Analogien zu einzelnen dieser Köpfe. Das 1997 von Antes geschaffene "Haus, rot, grün, schwarz in dunkler Fläche" ist eine solche Analogie. Sie entstand zu Jawlenskys "Mystischer Kopf: Junger Buddha" von 1918 (WV 986; Privatbesitz).

In "Haus, rot, grün, schwarz in dunkler Fläche" übernimmt Antes aus dem Werk des russischen Malers die Farben Rot, Grün und Schwarz, deren Anordnung sowie bestimmte formale Kompositionsprinzipien. Mit dem Haus als Analogie zum Kopf reagiert Antes auf dessen Metaphorik sowie Entstehungsprozess, der mit einer mystischen Versenkung des Künstlers einhergeht. Die auf ihre Grundform reduzierten, hermetisch verschlossenen Häuser sind ihrerseits Metaphern des geistigen Rückzugs, des sich Abschließens gegen die Außenwelt, der Selbsteinkehr, der Konzentration auf das Spirituelle wie sie Francesco Petrarca in "De vita solitaria" beschreibt. Zudem stehen diese metaphorisch für Antes‘ eigene Haltung gegenüber der Welt. Das Haus-Motiv kann als ein Selbstbild des Künstlers gedeutet werden. Eine „casa come me“, ein „Haus wie ich“, hat sich der italienische Schriftsteller Curzio Malaparte bauen lassen. Das Haus als Alter Ego, die Architektur als Sinnbild der bevorzugten eigene Lebensweise und -auffassung.