Emil Schumacher

Baum VIII, 1980

Öl auf Leinwand
20 × 30 cm
Signiert und datiert
Provenienz:
Nachlass Emil Schumacher, Hagen
Literatur:
Ulrich Schumacher, Roven Lutz (Hrsg.), Emil Schumacher: Boscone: Faszination Baum, Ausst.-Kat. Emil Schumacher Museum Hagen, Dortmund 2016, Abb. S. 43.
Bäume faszinieren die Menschen seit Jahrtausenden und sind nicht nur in Mythos und Religion von Bedeutung, sondern auch in Malerei und Dichtung. „Ich verehre sie,“ schreibt Hermann Hesse, „wenn sie in Völkern und Familien leben, in Wäldern und Hainen. Noch mehr verehre ich sie, wenn sie einzeln stehen. (…) In Ihren Wipfeln rauscht die Welt, ihre Wurzeln ruhen im Unendlichen (…). Nichts ist heiliger, nichts ist vorbildlicher als ein schöner, starker Baum.“(1)
Ein solcher Baum ist der kleine, wundervoll mächtige "Baum VIII" von Emil Schumacher. Geheimnisvoll, trutzig steht er da, etwas schräg, doch standfest. Ihm wohnt ein Zauber inne! Obwohl er bei längerer Betrachtung sich dem Schauenden zu öffnen scheint, wahrt er doch sein Mysterium. Das Bild ist auf wenige Farben reduziert: Schwarz, Braun sowie das Siena-Braun des Baumes beherrschen das Werk. Mit Blau und Weiß setzt Schumacher wichtige Kontraste zu diesen Farben. Die Oberfläche ist aufgrund des pastosen Farbauftrags reliefartig-schrundig. Links oben scheint die Komposition sich zum Himmel zu öffnen, worauf das Weiß und Blau hindeuten.
Auch für Emil Schumacher besaßen Bäume eine besondere Faszination. Ihr Wachstum und ihre Verwurzelung im Erdboden waren für den Maler ihre wesentlichen Charakteristika. Doch könnte der Baum auch als Sinnbild der Verbindung von Erde und Himmel, von materiellem Objektbereich und dem Bereich des Mentalen, des Geistigen, gedeutet werden, denn die Farbe Blau bedeutete für Emil Schumacher „Himmel, Oben, Weite, in die Ferne hineingehen, in das Blau eintauchen, in das Unendliche“.(2)

1. Hermann Hesse, Bäume in: Gesammelte Dichtungen, Bd. 3, Frankfurt a.M. 1952, S. 405.
2. Emil Schumacher, Leben in der Malerei, Gespräche und Texte, hrsg. v. Ernst-Gerhard Güse, Ostfildern 2008, S. 129f.